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Das römisch-germanische Grenzgebiet ist Schauplatz eines besonderen, weltgeschichtlich bedeutsamen, Ereignisses. Der Kaiser Caracalla hat sein Kommen angekündigt, um höchstpersönlich einen Feldzug (expeditio) ins Vorland des obergermanisch-raetischen Limes zu führen.
Er war eine schillernde Gestalt unter den Imperatoren. Er mied den kaiserlichen Hof in Rom mitsamt der Welt der Senatsaristokratie. Vielmehr liebte er das einfache Soldatenleben und strebte nach Anerkennung als Feldherr. Da kam die Nachricht von dem Auftauchen einer neuen Germanengruppe an der Grenze gerade richtig.
Sein Ziel: Die am Horizont aufkommende germanische Bedrohung der Grenzprovinzen mit einem massiven Präventivschlag zu beenden. Dies war der Anlass für eine großangelegte Militäroperation, deren Vorbereitung Auswirkungen in ganz Süddeutschland hatte. Caracallas Besuch am Rande des Imperiums wurde umfangreich vorbereitet und organisiert.
Im ganzen süddeutschen Provinzgebiet wurden Straßen gebaut und die Logistik bereitgestellt für dieses Großunternehmen. Aus allen Heeresteilen, Legionen, Hilfstruppen – sogar orientalische Bogenschützen – wurden Abordnungen zusammengestellt (Vexilationen), um am Feldzug teilzunehmen.
Literaturhinweis
- Hensen, Andreas, Zu Caracallas Germanica expeditio. Archäologisch-topographische Untersuchung, in: Fundberichte aus Baden-Württemberg 19/1-2, Stuttgart 1994, S.219-254.
- Hensen, Andreas, Der inszenierte Krieg, in: epoc (Spektrum der Wissenschaft) 02/10, S.53-61.
2013
1800 Jahre nach dem historischen Ereignis macht sich der moderne NVMERVS BRITTONVM auf, den antiken Weg des Feldzuges nachzuvollziehen. Zusammen mit anderen Mitläufern soll die rekonstruierte Strecke des Caracallafeldzuges abzugehen. Dabei sind circa 140 Kilometer (knapp 100 römische Meilen) zwischen den beiden Grenzkastellen Aalen und Osterburken zu meistern.
Heutzutage erwartet sie kein feindliches, wildes Grenzgebiet, sondern eine vom Menschen stark bestimmte Kultur- und Siedlungslandschaft mit asphaltierten Autobahnen. Das antike Unternehmen bleibt dennoch eine Herausforderung für die Moderne. Die Teilnehmer werden als Menschen des 21. Jahrhunderts vor besondere physische und psychische Grenzsituationen gestellt sein.
Material und Gemeinschaft werden dabei einer besonderen Bewährungsprobe unterzogen. Einzigartige Erfahrungen, Erlebnisse und Begegnungen erwarten sie. Doch verfolgt diese Unternehmung nicht nur diese eigenen Ziele, sondern hat die Motivation, dieses besondere Ereignis antiker Grenzgeschichte von welthistorischer Bedeutung einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln und möglichst viele Menschen auf vielfältige Weise daran teilhaben zu lassen.
Es bietet sich hier die große Gelegenheit überregional auf die Geschichte der römischen Vergangenheit unseres Landes im Allgemeinen und für die Stätten des Welterbes „Obergermanisch-raetischer Limes“ im Besonderen aufmerksam zu machen. Gleichzeitig soll auch ein genaueres Bild der römischen Streitkräfte auf dem Marsch gezeigt werden, nicht zuletzt auch als Möglichkeit auf die beteiligten Gruppen, Museen, Partner und Kommunen aufmerksam zu machen und die Schauplätze und Akteure an der römischen Grenze miteinander zu verbinden.